Dr. Hans Sidonius von Becker
Ein Freimaurer im Widerstand für Österreich
08.02.2025 6 min
Zusammenfassung & Show Notes
Hans Sidonius Becker wird als Sohn des k.k. Konteradmirals und Leiters der Marineakademie Fiume, Alois Ritter von Becker in Pula geboren und maturiert 1913 am dortigen k.u.k. Staatsgymnasium. Er studiert Jus an der Universität Wien und Malerei und Architektur an der Kunstgewerbeschule. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs wird Hans Sidonius von Becker zum Militärdienst eingezogen. Er rüstet schließlich als Oberleutnant ab.
Nach dem Krieg wird er zunächst Bankbeamter. Von 1922 bis 1928 arbeitet er im Auftrag des Bundespressedienstes in Lateinamerika. Zurück in Wien ist er von 1930 bis 1935 Mitglied der Künstlervereinigung Hagenbund, der fortschrittlichsten Vertretung bildender Künstler in Österreich. Am 24. März 1929 wird er in die Freimaurerloge “Zukunft” der Großloge von Wien [heute: Großloge von Österreich der Alten, Freien und Angenommenen Maurer] aufgenommen.
1934 tritt Hans Sidonius von Becker der Vaterländischen Front bei und wird Leiter der Propagandaabteilung. Dort ist er direkt dem Generalsekretär Walter Adam unterstellt. Er engagiert sich besonders im Kampf gegen den Nationalsozialismus. Er fordert bereits 1937 die Schaffung eines Büros, genannt das 'Operationsbüro' innerhalb des Sekretariats der Vaterländischen Front, das im Falles einer Annexion Österreichs als Plattform für die Koordination von Kampfmaßnahmen gegen den Nationalsozialismus dienen solle.
Nachdem am 12. März 1938 die Truppen des Deutschen Reiches in Österreich einmarschieren, wird Hans Sidonius von Becker am 14. März verhaftet und mit dem sogenannten 'Prominententransport' am 1. April 1938 ins KZ Dachau deportiert. Der Transport erreicht Dachau am 2. April 1938. Nach dem Beginn des deutschen Einmarsches in Polen am 1. September 1939 wird das KZ Dachau kurzfristig geräumt und Hans Sidonius von Becker am 27. September 1939 in das KZ Mauthausen überstellt. Aufgrund seiner Fähigkeit technische Pläne zeichnen zu können, kommt er ins Planungsbüro des Konzentrationslagers. Als die meisten aus dem KZ Dachau überstellten Häftlinge einige Monate später wieder in das KZ Dachau überstellt werden, bleibt Hans Sidonius von Becker im KZ Mauthausen, da er für Planungsarbeiten benötigt wird. Am 19. Dezember 1940 wird er schließlich aus dem KZ Mauthausen entlassen.
Hans Sidonius von Becker kehrt nach Wien zurück und studiert Völkerkunde, worin er 1941 promoviert. Bereits im Mai 1941 läßt er die Idee des 'Operationsbüros' wieder aufleben und sammelt Oppositionelle und ehemalige Mitstreiter um sich. Die Kontaktaufnahme ist natürlich sehr schwer, da viele der potentiellen Mitstreiter von der Gestapo überwacht werden. Über Carl Szokoll bringt er seine Widerstandsaktivitäten 1944 in die Widerstandsgruppe ‘O5’, der u.a. auch Fritz Molden und Raoul Bumballa angehören ein.
Motiviert durch das herannahen der Befreiung durch die Alliierten planen die Widerstandskämpfer des militärischen Widerstands um Major Karl Biedermann, Hauptmann Alfred Huth, Oberleutnant Rudolf Raschke und Carl Szokoll mit der ‘Operation Redetzky’ die kampflose Übergabe Wiens. Im Rahmen eines Vorbereitungstreffens wird Hans Sidonius von Becker jedoch am 28. Februar 1945 erneut verhaftet und am 1. April 1945 in das KZ Mauthausen verschleppt. Dort wird er am 5. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit.
Nach dem Krieg versucht er vergeblich in der ÖVP Karriere zu machen. In Folge tritt er in den diplomatischen Dienst. Becker wird im März 1947 österreichischer Generalkonsul in Brasilien und anschließend Geschäftsträger der Republik Österreich in Chile. Am 16. Dezember 1948 wird er in Santiago de Chile ermordet.
Erfahren Sie mehr über Hans Sidonius von Becker auf Gedenkort.at.