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Friedrich Funder

Politiker und Christlichesozialer Publizist

18.07.2025 5 min

Zusammenfassung & Show Notes

Der am 1. November 1872 in Grazer geborene Friedrich Funder studiert Jus an der Universität Wien und promoviert 1898 um Doktor der Rechte, nachdem er ein Studium der Theologie in Graz abgebrochen hat. In Graz tritt er 1893 der Studentenverbindung Carolina bei und in Wien der Studentenverbindung Norica bei. Hier ist er wesentlich am Kampf um die Gleichberechtigung des CV an der Hochschule beteiligt.

Schon während des Studiums tritt er in die Redaktion der Reichspost, der führenden katholischen Tageszeitung und Organ der Christlichsozialen Partei (CSP), ein. Ab 1896 arbeitet er als Redakteur, 1902 wird er zum Chefredakteur bestellt und 1904 zum Herausgeber der Reichspost ernannt, was er bis 1938 bleibt.

In der Zwischenkriegszeit ist Friedrich Funder im katholischen Verbandswesen engagiert, so 1929 als Präsident des Wiener Katholikentages sowie als Präsident der Internationalen Vereinigung katholischer Journalisten. 1933/34 tritt er für den Ständestaat ein und wird ab 1934 bis 1938 zum Staatsrat berufen.

Nach der Okkupation Österreichs durch das Dritte Reich legt Friedrich Funder am 12. März 1938 seine Ämter im katholischen Herold-Verlag, der die Reichspost herausgebracht hat, nieder und fährt nach Kärnten zu Verwandten. In St. Veit wird er am nächsten Tag verhaftet und am 18. April 1938 nach Wien ins Gefangenenhaus Elisabethpromenade überstellt, wo er bis zum 24. Mai 1938 festgehalten wird. Von dort wird er mit dem 2. Transport am 24. Mai 1938 ins KZ Dachau gebracht. Hier veranstaltet er zusammen mit den Mitgliedern seiner Studentenverbindung Carolina Josef Aigner, Alfred Maleta und Walter Nestor am 18. August 1938 in der Kantine des KZ unbemerkt vom Wachpersonal und den anderen Häftlingen zum 50. Gründungstag der Carolina einen „Festkommers“, bei dem sie statt Bier Ersatzkaffee nehmen.

Im Herbst 1939 wird der fast 70-jährige Funder ins KZ Flossenbürg überstellt, wo er im Steinbruch eingesetzt wird und schwer arbeiten muss. Er wird am 11. November 1939 aufgrund eines Gnadenerlasses des 'Führers' entlassen, nach der Enthaftung in Baden bei Wien gebracht, darf die Stadt nicht ohne Bewilligung verlassen und bekommt zusätzlich Schreibverbot. 

Am 15. September 1941 erscheint in Friedrich Funders Wohnung ein gewisser Erich Müller, der sich als Beauftragter hoher militärischer Stellen in München legitimiert und ihn für Friedensvermittlungen beim Heiligen Stuhl in Rom gewinnen will. Eine geplante Reise nach Rom, die auf Beziehungen zu Generälen und zum Auswärtigen Amt in Berlin in die Kreise um Stauffenberg zurückzuführen ist, wird durch die Ereignisse des 20. Juli 1944 verhindert. Friedrich Funder wird daraufhin im August 1944 erneut verhaftet, aber bald wieder entlassen.

Da die 'Reichspost' nach 1945 nicht wiedererrichtet wird, kommt es am 1. Dezember 1945 im Herold Verlag zur Gründung der kulturpolitischen Wochenzeitung 'Die Furche', wo Friedrich Funder Chefredakteur wird. 

Er verstirbt am 19. Mai 1959 in Wien.

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