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Dieser Podcast gibt die Geschichten von Opfern und Widerstandskämpfern in der Zeit 1938 bis 1945 wieder. Grundlage dafür bietet das Gedenkportal gedenkort.at.

Dr. Aloisia Kellner

Ein Gebet gegen Hitler

12.11.2025 4 min

Aloisia Kellner, genannt Luise, wird in Wien am 11. Juni 1896 als Tochter eines Postamtsdieners geboren. Sie besucht in Wien die Volksschule und die Lehrerinnenbildungsanstalt, die sie 1915 abschließt. Danach beginnt sie als Volksschullehrerin zu arbeiten. Zusätzlich besucht sie ein Gymnasium im 18. Wiener Gemeindebezirk, wo sie 1924 maturiert. 1925 inskribiert Luise Kellner Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Wien. In dieser Zeit tritt sie der Vereinigung katholisch-deutscher Hochschülerinnen Wien bei. Sie schreibt ihre Dissertation über „Die Gottesbeweise bei Franz Suarez“ und promoviert 1933. Danach wird sie Volksschullehrerin und tritt der christlichen Lehrergewerkschaft bei.

Sie ist entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus. Kurz nach der Okkupation Österreichs durch das III. Reich lässt Kellners Kollegin Irma Schobel durch die Mittelschülerin Edith Bauer Luise Kellner das von Aloisia Wottle verfasste anti-nationalsozialistische Gedicht ‘Gebet’ zukommen. Luise Kellner verteilt es weiter, unter anderem an ihre Freundin Johanna Ettenauer.
 
Die Aktivitäten von Luise Kellner werden bekannt und sie wird am 3. November 1938 von der Gestapo wegen des Vergehens der Aufwiegelung verhaftet.
 
In der Haft erleidet Luise Kellner schwere Gesundheitsschäden, als sie an tuberkulöser Spondylitis (einer Knochenkrankheit an der Wirbelsäule) erkrankt. Sie wird am 31. März 1939 aus der Haft entlassen, nachdem sie bereits am 22. März 1939 aus dem Schuldienst entfernt wurde. Bis Kriegsende ist Lusie Kellner einkommenslos und wird von ihrer Schwester Maria erhalten. Aber auch nach ihrer Haft bleibt sie eine entschiedene Gegnerin des Nationalsozialismus.

Im April bzw. Mai 1945 erlebt Aloisia Kellner die Befreiung Österreichs und die Wiedererrichtung der Republik. Sie tritt der neugegründeten Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich bei. 

Unmittelbar nach Kriegsende wird Luise Kellner rehabilitiert und wieder in den Schuldienst aufgenommen. Die in der Haft erlittenen Gesundheitsschäden zwingen sie jedoch 1951 in den vorzeitigen Ruhestand.

Luise Kellner verstirbt am 7. Mai 1982 ledig und kinderlos in Wien.

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